Allgäuer Zeitung (Allgäu Kultur) vom 27. August 2024
von Rainer Hitzler
Die Utopie von einer besseren Welt
Walter Bachauer träumt im Roman "Die Kuh im Meer" von einern friedlichen Welt, in der Menschen das Tierwohl achten
Was ist das für ein Buch, in dem eine ziemlich blauäugigeTierrechtsaktivistin und ein gestandener Viehhändler aus dem Allgäu sich mit einem Mafiosi anlegen, der Lastwagen klaut und illegale Tiertransporte betreibt? Ein Krimi? Engagiert-aktivistische Literatur? Eine Liebesgeschichte? In "Die Kuh im Meer" hat Autor Walter "Menni" Bachauer aus Webams im Ostallgäu all das zusammengemixt, eine Prise soziale Utopie hinzugefügt und daraus einen Feel-Good-Roman destilliert, bei dem die Liebesgeschichten zwar im Mittelpunkt stehen, das Thema Tierwohl und Tiertransporte aber einen betroffen machenden Hintergrund bilden.
Die Story dreht sich Laura Wildsen, die einen Tiertransport dokumentieren möchte und sich dazu mit ihrer Videokamera in einem Viehtransporter nach Neapel versteckt. Dort lernt sie Viehhändler Alois Rottenmeier kennen, der Nachforschungen zu einem ihm gestohlenen Lastwagen anstellt. Das ungleiche Paar tut sich zusammen, als sich herausstellt, dass der LKW-Dieb auch illegale Tiertransporte nach Nordafrika organisiert.
Etwas märchenhafte Züge erhält der Roman, als genau im richtigen Moment die Contessa Gianna Montalbino als gute Fee eingreift. Die italienische Unternehmerin aus altem Adel ermöglicht den beiden Deutschen eine Recherchereise in einen afrikanischen Kleinstaat unter der Führung des progressiven Scheichs Abdul Saleh al Kamara. Das kleine Scheichtum ist eine soziale und wirtschaftliche Utopie mit gleichberechtigten muslimischen Frauen, einer solaren Energieversorgung und gut versorgten Menschen mitten im kriegszerrissenen Libyen. All das ist zwar ziemlich unwahrscheinlich und unrealistisch, als Märchen aber kurzweilig zu lesen. Walter Bachauer hat vieles in seinen vierten Roman gepackt, was man sich wünschen würde: Vernünftige, tolerante Menschen machen einen kleinen Schritt in Richtung einer Welt des friedlichen Zusammenlebens und eines achtungsvollen Umgangs mit Tieren. Eine schöne Urlaubslektüre zum Wegträumen in eine bessere Welt.
Lesermeinungen:
Das Buch (Die Kuh im Meer) war mir eine sehr schöne Urlaubslektüre...
Man bleibt im Lesefluss... DieFiguren dreidimensional und gut
vorstellbar beschrieben... Der Autor ist ein sehr guter Erzähler. Die Geschichte
ist spannend erzählt und mit Humor gespickt. Sie ist nachvollziehbar, hat einen
roten Faden und verlangt, dass man ihr folgt um schnell das Ende zu erreichen...
Eigentlich ist es ein Märchen, im besten Sinne. Alle Figuren finden auf
wundersame Weise ihr Heil. Ist so die Welt? Nein. Aber gut tut es beim Lesen.
Tolle Story, fein geschrieben, eine runde Sache und ein echter Lesegenuss!
Danach kann sich keiner mehr diesem Thema entziehen.
Allgäuer Zeitung (Allgäu Kultur) vom 10. November 2022
Von Klaus-Peter Mayr
Zwei Liebende auf der Flucht
Walter Bachauers abenteuerlicher Roman "Tétouan Blues" ist romantische Liebesgeschichte und spannender Roadtrip zugleich.
Musiker Adrian darf mit seiner Band bei einem stinkreichen Prinzen in Marokko auftreten. Dabei verlieben sich er und Nuria, die schöne, aber unterdrückte Frau des Prinzen, ineinander. Sie brennen durch, der Verlassene verfolgt das Paar durch halb Europa mit Stationen auf der Insel Gomera, in Südfrankreich und anderswo. Adrian und Nuria können sich nirgendwo mehr sicher fühlen.
So märchenhaft-abenteuerlich beginnt der neue Roman "Tétouan Blues" von Walter "Menni" Bachauer. Und so abenteuerlich mit allerlei Wendungen, mit Höhen und Tiefen geht es auf den 400 Seiten weiter. Der 65-jährige Autor aus dem Ostallgäuer Weiler Webams, den viele auch als Künstler und Musiker kennen, hat sich inzwischen ganz aufs Schreiben verlegt - eine seiner Lieblingsbeschäftigungen als Rentner. "Tétouan Blues" ist der dritte Roman in vier Jahren.
Der Roadtrip des Liebespaares hat einen romantischen Grundton, in dem auch Klischees und ein bisschen Kitsch mitklingen. Gleichwohl erzählt Bachauer, der alle seine Schauplätze von Reisen her kennt und liebt, eine originelle und spannende Geschichte samt starken Figuren, angereichert mit viel Lokalkolorit.
Lesermeinungen:
Super spannend. Kann es nur empfehlen ...
Über weite Strecken hat es mich in einen Lesefluss gezogen ...
Bin durch mit dem tollen Roman, der mir an manchen Stellen echt die Tränen in die Augen trieb ...
Spannend geschrieben, toller Plot und sehr authentische Protagonisten ...
Chimonas Lesvos, Allgäuer Zeitung (Allgäu Kultur) vom 19. November 2020
Von Harald Holstein
Walter Bachauer kennt die Insel Lesbos sehr gut. Der Autor, der auch Künstler und Galerist, Liedermacher und Musiker sowie als Kulturveranstalter bekannt ist, hat sie zum Schauplatz seines zweiten Romans "Chimonas Lesvos - Schnee auf dem Olymp" gemacht. Sogleich fällt einem das berühmt-berüchtigte Flüchtlingslager Moria ein. Zunächst wollte der Autor aus dem Ostallgäuer Weiler Webams (bei Eggenthal) nur eine Drogengeschichte erzählen, als er 2018 mit dem Schreiben begann. Dann aber nahm er das heillos überfüllte Camp, das Anfang September fast vollständig abbrannte, in den Horizont seiner Erzählung mit hinein. Herausgekommen ist eine aufregende und temporeiche Geschichte um den Libyer Masud, die bis zum Schluss fesselt.
Es ist Winter (griechisch: Chimonas) auf Lesbos, eine ziemlich eisige und abweisende Jahreszeit trotz der südlichen Gefilde. Auch die Geschichte selbst ist nicht gerade gemütlich. Ungeschminkt und einfühlsam schildert sie eine harte Wirklichkeit, in der es zur Sache geht. Trotz einiger menschlich dunkler Abgründe packt der 200-seitige Roman mit Handlungsreichtum und charakterstarken Figuren.
Der junge Masud aus Libyen gerät auf dem Weg ins verheißungsvolle Europa aus Geldmangel auf die schiefe Bahn. Nach ersten Erfolgen als Schlepper träumt er vom großen Geld. Als jedoch sein Boot kentert und er selbst im Flüchtlingscamp auf Lesbos landet, wird er Kurier für einen griechischen Drogenring. Selbst abhängig geworden, bestiehlt er seinen Boss und zieht seine griechische Freundin Alexia immer tiefer in den Drogensumpf hinein.
Es gibt aber auch Lichtblicke in dem knapp 200 Seiten starken, temporeichen und flüssig zu lesenden Roman: Alexia überwindet ihre Sucht, und der Deutsche Kris Pergmann geht eine Beziehung mit der traumatisierten, aber starken Rettungssanitäterin Melina ein. Mit ihrer Unerschrockenheit und Aufrichtigkeit ist sie die beeindruckendste Figur des Romans. Fast beiläufig macht Walter Bachauer Zustände und Hierarchien im Flüchtlingslager sichtbar. Anregungen und unmittelbare Einblicke für seine genauen und atmosphärisch dichten Beschreibungen des griechischen Camps holte er sich aus Recherchen und den "Files from Moria", in denen Flüchtlinge mit Handyvideos direkt aus dem Lager über ihre Situation berichteten. Seine wenig schillernde, vor allem unter Drogeneinfluß überdrehte Figur Masud ist die zwiespältigste des Romans. Mit der aggressiven Charakterisierung Vorurteile über Flüchtlinge zu bedienen, befürchtet Walter Bachauer aber nicht. "Ich sehe ihn als Einzelschicksal und wollte ihm mit dem Ende des Romans eine neue Chance geben", sagt er. Durch eine wundersame, aber glaubwürdige Wendung seiner Geschichte, die hier nicht verraten sei, gelingt dem Autor ein offener Schluß, der nach einer Fortsetzung ruft.
Walter Bachauer, den viele unter dem Spitznamen "Menni" kennen, war lange Zeit auf mehreren Feldern von Kunst und Kultur tätig und veröffentlichte Bühnenprogramme und CDs mit eigenen Texten. In den letzten Jahren habe er das Schreiben an die erste Stelle gesetzt, erzählt der 63-jährige. "Ich bin wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Wenn ich am Tag nicht mindestens zehn Minuten oder eine Stunde schreibe, bin ich nicht glücklich." In diesem Jahr hat Bachauer schon drei Bücher (bei Books on Demand) herausgebracht: seinen ersten Roman mit dem Titel "Jasmin und Chickenwings", dann einen Kurzgeschichtenband mit dem Titel "Park & Write" und jetzt den Roman, der in Griechenland spielt.
Lesermeinung:
... ist ganz begeistert von deinem Schreibstil und hat das Lesbos-Buch schon durch. Schon alleine wegen der Bücher hat sich der Besuch gelohnt ...
Jasmin und Chickenwings, Allgäuer Zeitung Kaufbeuren vom 15. Dezember 2020
Von Martin Frei
Liebe in Zeiten des Burnouts
Walter „Menni“ Bachauer erzählt kenntnisreich von einem Traumpaar, das durch eine schwere Erkrankung auseinanderdriftet.
Burnout – das ist für Spötter eine belächelte Modediagnose, mit der sich so einiges entschuldigen lässt. Burnout – das ist für viele Betroffene und ihre Angehörige eine tiefernste, bedrohliche Erkrankung, die das ganze Leben auf den Kopf stellt. Von einem solchen Schicksal handelt der Roman „Jasmin und Chickenwings“ des Ostallgäuer Multikunstschaffenden Walter „Menni“ Bachauer.
Der im Eggenthaler Gemeindeteil Webams beheimatete bildende Künstler, Galerist, Musiker, Dichter und Autor (Jahrgang 1957) erzählt mit großer literarischer Freiheit, aber auch mit deutlich spürbarem biografischem Hintergrund die Geschichte von Rebecca Haunstein und ihrem Mann Marco Haller. Die Beiden waren einmal ein Traumpaar, das erschließt sich im Laufe der Lektüre. Nach brotlosen Anfängen machen sie ihren künstlerischen Weg. Sie als Möbeldesignerin, er als Bildhauer. Das wilde Leben der Boheme weicht mehr und mehr den Annehmlichkeiten und Zwängen des etablieren Kunstbetriebs. Doch dann erleidet Becci, wie er sie nennt, einen klinischen Burnout. Dauerhafte Überlastung führt zu krankhaften Veränderungen im Gehirn.
Als auch eine riskante Operation keine Besserung der Beschwerden bringt, sind selbst die Fachärzte ratlos. Dem Künstlerpaar bleibt nichts anderes übrig, als mit dem weitgehenden Gedächtnisverlust und der starken Persönlichkeitsveränderung von Rebecca zurechtzukommen. Freunde und Verwandte stehen ihnen bei. Doch das kann nicht verhindern, dass die Leben der beiden Hauptfiguren auseinanderdriften. Sie kämpft mit ihren Unzulänglichkeiten und bringt doch ihren Mann zunehmend zur Verzweiflung.
Marco dagegen schafft international den Durchbruch, seine Werke werden in großen Galerien und Ausstellungshallen gezeigt. Er wird Teil des Kunst-Jetsets. Eine Situation, die er durchaus zu genießen weiß, die aber im krassen Gegensatz im Kampf seiner Frau mit den einfachen Anforderungen des Alltags steht.
Ein Urlaub in Italien beschert den Protagonisten und auch den Lesern ein Wechselbad der Gefühle. Die Reise führt ins Salento, ganz im Südosten des Landes, wo Rebeccas Vater Lucio lebt. Er war als Gastarbeiter nach Augsburg gekommen, wusste aber bei seiner Rückkehr nicht, dass er eine Tochter in Deutschland hat. Lucios Familie nimmt das Mitglied, von dem sie erst seit wenigen Jahren weiß, liebevoll auf. Marco dagegen lebt seine lange unterdrückte Sexualität mit der neuen süditalienischen Bekanntschaft Elena aus.
Am Gardasee bewirft Rebecca wegen einer Nichtigkeit deutsche Touristen aggressiv mit den von ihr neuerdings geliebten Chickenwings, sie schließt aber auch Freundschaft mit der Tochter eines Urlauberpaares und entdeckt das Medium der Fotografie auf verstörend geniale Weise für sich. Nachdem sie sich mit dem Mädchen gedankenlos in Hinterland verlaufen hat und das eine Großfahndung nach sich zieht, wird Rebecca in die italienische Psychiatrie eingeliefert. Die kundige Behandlung dort stabilisiert ihren Zustand. Marco gerät wegen seiner Affäre dagegen zunehmend in Gewissensnöte, von denen ihn auch seine Freunde und Angehörigen nicht befreien können. Es braucht lange, bis er sich entschließt, Rebecca die Wahrheit zu sagen. Als er es endlich tut, überschlagen sich die Ereignisse. Es kommt zur Katastrophe, schließlich auch zu einer Lösung, aber sicher nicht zu einem ungetrübten Happy End.
Dokumentarisch-darstellend
Bachauer erzählt diesen Entwicklungsroman der etwas anderen Art sehr kenntnis- und detailreich sowie dramaturgisch durchaus gekonnt. Sprachlich allerdings ist „Jasmin und Chickenwings“ keine Offenbarung. Die Schilderungen sind dokumentarisch-darstellend, was durchaus zum Inhalt passt. Bisweilen aber driften die Beschreibungen und Dialoge ins Floskelhafte ab. Trotzdem kein Grund, Bachauers Roman nicht zu lesen. Denn das Buch stellt intensiv die Frage nach Humanismus und (Nächsten-)Liebe in Zeiten von Leistungsdruck, Selbstoptimierung und eben Burnout.